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Auf der Suche nach einem guten Heim

Bericht über die Veranstaltung im Domforum Köln, am 27. April 2006.

Foto v.li.n.re. : Brigitte Merkwitz, Adelheid von Stösser, Angela Krumpen, Alfred Vollmer

Wie finde ich ein "gutes Heim"?

Worauf sollte ich achten, wenn die Entscheidung für einen Pflegeplatz ansteht? Dazu bekamen rund 70 Besucher im Domforum am Donnerstag Tipps von Experten: Alfred Vollmer vom Diözesan-Caritasverband und Adelheid von Stösser vom Pflege-Selbsthilfeverband waren sich einig: Heimprospekte allein sind oft trügerisch. Wer sicher gehen will, in gute Hände zu gelangen, sollte sich persönlich ein Bild machen. "Überlegen Sie sich, was Ihnen bei der Betreuung wirklich wichtig ist", riet Verbandsvorsitzende von Stösser. Mit den persönlichen Auswahlkriterien an der Hand sollte man dann einen Gesprächstermin vereinbaren. Noch gibt es keine "Sterne" wie bei Restaurants für Seniorenanlagen und Heime. Da Behörden und Träger keine Empfehlungen aussprechen dürfen, sei es umso wichtiger, sich bei einem Rundgang umzusehen: Sagt mir die Raumeinrichtung zu? Machen die Bewohner einen lebhaften Eindruck oder wirken sie teilnahmslos? Begrüßen sich Mitarbeiter und Bewohner persönlich? Auch Gerüche können aufschlussreich sein, wie von Stösser erläuterte: "Uringeruch deutet darauf hin, dass bei inkontinenten Bewohnern die Windeln zu selten gewechselt werden und sie auch in anderer Hinsicht oft auf Hilfe warten müssen", sagte die Pflegeexpertin.

Über wichtige Fragen, so Caritas-Referent Vollmer, gäben auch die Heimverträge Aufschluss. Darin seien neben gesetzlich geregelten Rechten und Pflichten auch Gepflogenheiten des einzelnen Heims verankert. Kann ich etwa rund um die Uhr Besuch erhalten? Können Angehörige in kritischen Situationen im Heim übernachten? Gibt es ein Konzept für altersverwirrte Menschen? Ein indirekter Hinweis seien auch Wartelisten für die Aufnahme, zumal in Köln nach Angaben der Experten derzeit ein Überangebot an Heimplätzen besteht. "Man kann Qualität auch an Wartezeiten ablesen. Hat ein Heim zum Beispiel einen Schwerpunkt in der Betreuung Demenzerkrankter entwickelt, ist es für die Betroffenen natürlich attraktiver als andere Häuser", sagte Alfred Vollmer

Die Pädagogin und Therapeutin Brigitte Merkwitz riet, sich vorher gründlich mit den Gefühlen und möglichen Gewissenskonflikten zu befassen, wenn Mutter oder Vater ins Heim kommen sollten. Sonst käme es zwangsläufig - unabhängig von der Qualität der Einrichtung - später zu Reibereien und Machtgerangel mit dem Personal. Beziehungsstörungen zwischen Heimpersonal und Angehörigen beruhten außerdem häufig auf den veränderten Machtverhältnissen, erklärte sie. Sowohl das Heim als auch die Angehörigen und Bewohner könnten sich viel Ärger ersparen, würden sie um dieses Konfliktpotential wissen und Methoden zur Bewältigung nutzen.

In der anschließenden Diskussion meldeten sich vor allem Betroffene zu Wort, Personen, die derzeit für einen Angehörigen oder sich selbst in diese Richtung Überlegungen anstellen, oder solche die bereits negative Erfahrungen gemacht haben. Frau von Stösser ermutigte dazu, sich bei Heimplatzsuchen und bei Beschwerden nicht zu "bittstellerisch" zu verhalten. Tatsächlich würde sich immer noch am meisten um die Bewohner gekümmert, deren Angehörige sich aktiv einbringen, die vertraglich zugesicherte Leistungen in aller Deutlichkeit einfordern. Schlechter bestellt sei es hingegen um die Bewohner die ihre Rechte nicht selbst einfordern können und auch keinen Angehörigen haben, der das stellvertretend tut.

Hohe Pflegekosten, plötzliche Heimeinweisungen, neue Wohnformen und Nachbarschaftshilfe, "Taschengeld" im Heim, Leistungen der Pflegeversicherung - waren weitere Stichworte in der Diskussion.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin, Leonie von Manteuffel, Fachjournalistin, Köln

Ergänzender Bericht von A. v. Stösser

Leider war die Zeit wieder viel zu kurz, so dass einige Punkte nur am Rande gestreift werden konnten. Da wir das Format von "Talk am Dom" kannten, hatten wir diesmal vorgebeugt und eigens für diese Veranstaltung aus den vielen Ratgebern für Heimplatzsuchende, den hier eingestellten entwickelt und in kopierter Form an die Teilnehmer verteilt. Dieses Papier kann auch als Vorarbeit zur Entwicklung des von uns geplanten Qualitätssiegels für menschenwürdige Pflege verstanden werden.

Pflege-shv Ratgeber für Heimplatzsuchende

Während des anschließenden Treffens im "Früh" (dem berühmten Brauhaus in Köln), wurde in kleinerer Runde noch lebhaft weiter diskutiert. Vor allem ging es dabei um besagte Idee eines Qualitätssiegels, die an diesem Abend erstmals in größerem Rahmen vorgestellt worden war. Anders, als bei den üblichen Zertifikaten wollen wir Schwerpunkt auf die Ergebnisqualität legen und hier speziell die Menschlichkeit, den Umgang miteinander sowie die Lebensqualität im Heim in den Vordergrund stellen. Dazu soll in nächster Zeit eine Arbeitsgruppe aktiv werden, die die Begutachtungskriterien und Vorgehensweise festlegt.

Die Erfahrung, dass die zwischenmenschliche Komponente immer mehr in den Hintergrund gerät, macht Brigitte Merkwitz seit längerem. Für psychosoziale Unterstützung und Konfliktmanagement gibt das Fortbildungskontingent der Einrichtungen in den letzten Jahren immer weniger her. Vor allem seit es die Expertenstandards gibt, die sich Einrichtungen und Pflegedienste mit großem finanziellen und zeitlichen Aufwand verpflichtet fühlen, den Mitarbeitern zu vermitteln, sind Supervisionen und anderer Angebote der "Beziehungspflege" deutlich gekürzt worden. Sogar von Einrichtungen, die bis dahin großen Wert auf regelmäßige Fallbesprechungen und Teamsupervision gelegt haben . Überhaupt spiegeln Fortbildungsthemen im Grunde die Schwerpunktsetzung der Heime wieder. Wenn dort hauptsächlich körperbezogenes, pflegetechnisches und organisatorisches angeboten wird, lässt sich denken, dass auf die Beziehungspflege verhältnismäßig wenig Wert gelegt wird.

Es wird höchste Zeit für eine andere Prioritätensetzung in der Pflege, damit der Mensch nicht nur in den Heimprospekten, sondern tatsächlich in den Vordergrund gestellt wird.

Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat Pflege-shv die "Auszeichnung für menschenwürdige Pflege" entwickelt.